Warum Bio Baumwolle besser für Mensch und Planet ist

Warum Bio Baumwolle besser für Mensch und Planet ist

Definition von Bio-Baumwolle

Bio-Baumwolle ist Baumwolle, die nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus angebaut wird. Das bedeutet, dass bei der Produktion keine synthetischen Pestizide oder Düngemittel eingesetzt werden und der Anbau auf natürliche Weise erfolgt.

Bio-Baumwolle wird oft auch als "nachhaltige Baumwolle" bezeichnet, da sie auf eine umweltschonende und sozialverträgliche Produktion setzt.

WAS MACHT DIE BIO-BAUMWOLLE BESSER ALS KONVENTIONELLE BAUMWOLLE?

Auch Bio-Baumwolle ist nicht vollständig umwelt- und klimafreundlich. Die Rückkehr zu einem natürlichen, nachhaltigen und rücksichtsvollen Anbau zeigt allerdings was für positive Veränderungen für Umwelt & Mensch möglich sind.

Aktuell (Stand Frühjahr 2022) macht Bio-Baumwolle nämlich gerade einmal 1% der weltweit angebauten Baumwolle aus. Die gute Nachricht ist, dass hier also noch wahnsinnig viel Potenzial ist etwas besser zu machen :)

Schauen wir uns die Vorteile von Bio-Baumwolle einmal genauer an:

1. Bio-Baumwolle verbraucht 91% weniger Wasser als konventionelle.
Das verwendete Wasser entstammt darüber hinaus zum größten Teil nicht aus der künstlichen Bewässerung, sondern aus dem was die Natur uns zur Verfügung stellt. Bei 95% des eingesetzten Wassers handelt es sich um sog. grünes Wasser. Das beinhaltet Regenwasser und im Boden gespeichertes Wasser.

Für den deutlich geringeren Wasserverbrauch spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. So können biologisch bewirtschaftete Böden z.B. die Feuchtigkeit besser speichern und auch die Bauern bekommen in Bio-Anbauprojekten beigebracht wie sie durch verschiedene Bewässerungsmaßnahmen effizienter mit der Ressource Wasser umgehen.

2. Beim Anbau der Bio-Baumwolle kommen keine synthetischen Pestizide und Düngemittel zum Einsatz.
Ein Faktor, welcher die benötigten Wassermengen bei der konventionellen Baumwolle in die Höhe schießen lässt. Durch den Verzicht auf Chemikalien kann gleichzeitig auch die Wasserverschmutzung vor Ort reduziert werden.

Der Verzicht auf synthetischen Pestizide und Düngemittel wirkt sich weiterhin sehr positiv auf die Gesundheit der Arbeiter aus.

3. Bio-Baumwolle kommt nicht nur im Anbau ohne giftige Chemikalien aus, sondern auch in der weiteren Verarbeitung.
D.h. auch du trägst am Ende Kleidung auf deiner Haut, welche frei von vielen Schadstoffen ist.

4. Es werden keine gentechnisch veränderten Pflanzen eingesetzt.
Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus, vor allem die Bauern profitieren hierbei sehr stark. Diese sind unabhängig von den großen Saatgut- und Pestizidkonzernen und können so viel selbstbestimmter agieren. Obendrein können die Samen der natürlich angebauten Baumwolle genutzt werden, um neue Pflanzen anzubauen. Der Kauf von teurem Saatgut ist demnach nicht mehr nötig.

5. Bauern, welche Bio-Baumwolle anbauen können höhere Gewinnmargen erzielen und verdienen mehr.
Es werden kleinbäuerliche Strukturen und die Unabhängigkeit der Bauern unterstützt.

6. Bio-Baumwolle verbraucht 62 % weniger Energie und der Einfluss auf die Erderwärmung kann um bis zu 46 % reduziert werden.

7. Laut einer Langzeitstudie der Soil Association (https://www.soilassociation.org/) ist der Ertrag bei Bio-Baumwolle zwar um etwa 14% geringer. Auf der anderen Seite liegen allerdings auch die Produktionskosten bei 38% weniger verglichen mit konventioneller Baumwolle. Vorteilhaft anführen kann man hier weiterhin, dass die Biobauern auch andere Pflanzen / Kulturen auf denselben Feldern anbauen können.

Ist Bio Baumwolle auch fair trade?

Nein. Bio Baumwolle bzw. das Bio-Siegel garantiert nicht, dass die Baumwolle unter fairen und sozial-korrekten Arbeitsbedingungen angebaut wurde. Deshalb ist es wichtig, dass du dir auch immer noch die anderen Zertifikate anschaust (Schaue hier, welches Siegel faire Arbeitsbedingungen garantiert).

Du kannst dir aber sicher sein, dass die Arbeitsbedingungen beim Anbau von Bio Baumwolle viel besser, gesünder und nachhaltiger sind als bei der konventionellen Baumwolle.

Siegel für Bio-Baumwolle

Um sicherzustellen, dass die verwendete Baumwolle tatsächlich bio-zertifiziert ist, gibt es verschiedene Siegel und Zertifikate, auf die man achten kann.

Zu den bekanntesten Siegeln zählen beispielsweise GOTS (Global Organic Textile Standard), Fairtrade Cotton und das Bio-Siegel der EU. Diese Siegel stellen sicher, dass die Baumwolle auf umweltfreundliche Weise angebaut wurde und die Arbeitsbedingungen für die Bauern fair sind.

Wenn man also Kleidung oder andere Produkte aus Bio-Baumwolle kaufen möchte, lohnt es sich, auf diese Siegel zu achten, um sicherzustellen, dass man tatsächlich Bio-Baumwolle kauft.

Nachteile von konventioneller Baumwolle

Wieso nutzen wir dann überhaupt normale Baumwolle?

Die Baumwollpflanze in ihrer natürlichen Form hat absolut keine negativen Auswirkungen auf den Menschen oder die Umwelt. Die ganzen Probleme entstanden erst durch unsere Anstrengungen, Gewinne und Erträge immer weiter zu maximieren.

Seit etwa dem 18. Jahrhundert sind Themen wie Ausbeutung und Ungleichheit eng mit der Geschichte der Baumwolle verbunden. Mittlerweile ist Baumwolle aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, ist es doch Bestandteil von vielen Produkten, mit denen wir täglich Kontakt haben. Sei es in der Medizin, bei Kosmetikartikeln, in Banknoten oder eben im größten Anwendungsbereich: den Textilien. Bei so einem wichtigen Rohstoff sollte man eigentlich davon ausgehen, dass diese Probleme mittlerweile gelöst worden sind. Doch leider ist dies nicht der Fall. 

Noch immer sind die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Kleinbauern und Arbeiter auf den Feldern vollkommen inakzeptabel. 99% der Baumwollbauern leben in Entwicklungsländern und es wird sich zu Nutze gemacht, dass ihre Arbeitskraft billig ist und schlechte Arbeitsbedingungen aufgrund mangelnder Alternativen “akzeptiert” werden. Von Kinder- und Zwangsarbeit ganz zu schweigen. Oftmals reichen die Erträge der Kleinbauern nicht aus, um ihre Familien zu ernähren. 

Auf der anderen Seite setzt die Textilindustrie jährlich Milliarden um. Der totale Kontrast zu den Situationen in den Anbauländern.

DER MENSCH IST GRÖSSER ALS DIE NATUR

Als wäre dies noch nicht genug haben wir uns, getrieben durch den immer größer werdenden Industriewachstum und den Ansprüchen unserem Konsum gerecht zu werden, dazu entschieden uns (mal wieder) über die Natur zu stellen, da die Ernten auf traditionell betriebenen Anbauflächen einfach nicht mehr ausreichen.

Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit

Normalerweise benötigt Baumwolle ein warmes Klima, viel Wasser und es dauert mehrere Jahre, um sie zu ernten. Regen kann sich dabei negativ auf die Ernte auswirken, da sich die watteähnlichen Knospen mit Wasser vollsaugen können und verfaulen.

Um den Ertrag der Ernte also zu maximieren, wurde Baumwolle so kultiviert, dass sie jedes Jahr geerntet werden kann und wird überwiegend in trockenen Gebieten angebaut.

Aber hast du nicht gerade gesagt, dass Baumwolle viel Wasser benötigt?

Richtig.

Aber zum Glück haben wir ja die künstliche Bewässerung erfunden. Diese hat nur leider verheerende ökologische und soziale Konsequenzen. Die Böden sind nicht an so viel Wasser gewöhnt und werden zerstört, Flüsse werden aufgestaut und umgelenkt, der Grundwasserspiegel sinkt und sorgt dafür, dass Menschen keinen Zugang mehr zu Trinkwasser haben. (Lies dir hierzu gerne einmal die Geschichte des Aralsees durch)

Laut WWF werden ca. 2700 Liter Wasser für die Menge an Baumwolle benötigt, die ausreicht, um 1 T-Shirt herzustellen. Das sind ungefähr 15 voll gefüllte Badewannen. Für 1 T-shirt.

Verwendung von Pestiziden und anderen Chemikalien

Um weiterhin die Ernte zu maximieren, werden Unmengen an synthetischen Pestiziden und Düngemitteln eingesetzt.

Diese vergiften nicht nur die Böden, das Abwasser und setzen schädliche Treibhausgase frei, sondern wirken auch auf die Gesundheit der Arbeiter ein. So geht die WHO davon aus, dass jährlich 20.000 Menschen im Baumwollanbau an Pestizid-Vergiftungen sterben und etwa weitere 500.000 Vergiftungsfälle mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit auftreten.

Dieses Problem erstreckt sich jedoch nicht nur über den Anbau der Baumwolle. Auch bei der Weiterverarbeitung, z.B. beim Bleichen, Färben oder der Veredelung werden weltweit tausende verschiedene Chemikalien verwendet, von denen viele potenziell gesundheits- und umweltschädlich sind.

Abhängigkeit von genetisch veränderten Samen

Ebenfalls mit Risiken verbunden ist der Einsatz von genmanipulierten Pflanzen. Die vermeintlich positiven Effekte dieser wurden jedoch mittlerweile widerlegt.

Statt Ertragssteigerungen wurden neue Probleme kreiert. Diese erstrecken sich über die steigende Resistenz von Schädlingen gegenüber Pestiziden, da sie sich an das Gift gewöhnt haben und dem damit verbundenen Einsatz von immer giftigeren Pestiziden, über die unkontrollierte Ausbreitung der Pflanzen hin zu der Abhängigkeit der Bauern von dem genmanipulierten Saatgut und den nötigen Pestiziden.

Es wird immer schwieriger, an nicht-genmanipuliertes Saatgut zu kommen.

Da genverändertes Saatgut sehr teuer ist, leihen sich z.B. in Indien viele Bauern Geld, um weiter anbauen zu können.

Gegen schlechtes Wetter ist die Ernte allerdings nicht geschützt, sodass ein Ernteausfall ein wirtschaftliches Fiasko für die Bauern darstellt. Keine Ernte bedeutet keine Einnahmen. Schulden können nicht zurückgezahlt werden, aber gleichzeitig muss neues Saatgut gekauft werden, um eine neue Ernte überhaupt zu ermöglichen.

Ein Teufelskreis beginnt, aus dem es (fast) kein Entkommen gibt.

Fazit - Konventionelle Baumwolle ist keine Option

Nachdem ich mir der Auswirkungen von konventioneller Baumwolle und den Vorteilen der Bio-Baumwolle bewusst geworden bin, kam für mich gar keine andere Entscheidung in Frage, als bei unseren Kleidungsstücken ausschließlich auf Bio-Baumwolle zu setzen. 

Insgesamt ist Bio-Baumwolle nämlich nicht nur eine nachhaltigere Alternative zur konventionellen Baumwollproduktion, sondern auch ein Schritt hin zu einer faireren und gerechteren Welt.

Im Endeffekt ist es natürlich vollkommen dir überlassen, welche Kleidung du dir kaufst und aus welchen Materialien diese gefertigt ist.

Ich hoffe jedoch, dass die bereitgestellten Informationen dir dabei helfen mehr Bewusstsein für dieses Thema zu entwickeln und freue mich natürlich, wenn vielleicht beim nächsten Einkauf ein Kleidungsstück aus Bio-Baumwolle in deinem Kleiderschrank landet.